tischendorf productions GmbH
- Neue Züricher Zeitung vom 13. März 2004
Die zweite Hirnhälfte
"Oxymoron" im "Weissen Wind"
toh. Zwei Seelen wohnen, ach, in seinem Hirn. Bis jetzt hat sich Pit damit begnügt, die weibliche, den Emotionen gewidmete Hirnhälfte nur zu 10 Prozent zu konsultieren. Damit ist Schluss, seit ihn seine Freundin verlassen hat. Pit, der Macho, zeigt Erkenntnisdrang, wälzt reihenweise Ratgeber - der weitaus wuchtigste, ein kiloschwerer Schmöker, trägt den Titel "Das männliche Ego" -, hinterfragt die Tipps seiner chauvinistischen Kumpels und ringt um den Schlüssel zur weiblichen Psyche. Den Text gibt ihm der amerikanische Autor und Schauspieler Robert Dubac vor, den Siegmund Tischendorf ("Caveman"), Produzent und Regisseur in Personalunion, für Europa entdeckt hat. "Oxymoron" ist eine zweistündige Tour de Force des Schauspielers Pit-Arne Pietz, der im kleinen Bezirk zwischen Kiefermuskeln und Augenlidern vom Kotzbrocken-Charme bis zur jammerläppischen Sentimentalität das ganze mimische Macho-Alphabet durchspielt. Dass es zur grossen Pointe an der Premiere nicht gereicht hat, mag an der stimmlichen Indisposition von Pietz gelegen haben. Ein Macho, der nachdenkt, ist offenbar eher von Stimm- als von Gesichtsverlust bedroht.
Zürich, Theatersaal Weisser Wind, bis 3. April.
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